Unternehmerinnen trotzen der Krise
Die Corona-Krise hat selbständigen Frauen besonders zugesetzt. Und dennoch: sie haben sich den Herausforderungen zwischen Arbeit und Familie täglich gestellt und sich als äußerst resilient erwiesen. Petra Holzer, Landesobfrau der Frauen im lvh, und Priska Reichhalter, Mitglied der Landesgruppe der Junghandwerker im lvh, nehmen anlässlich des Tags der Frau am 8. März 2022 zu einigen Fragen Stellung.
Frau Holzer, sie stehen der Landesgruppe der Handwerksunternehmerinnen im lvh vor. Wie haben die Frauen im Handwerk die letzten zwei Jahre erlebt?
Leider hat uns die Pandemie, was die Rollenverteilung betrifft, wieder in alte Muster zurückgeworfen. Die Frauen mussten von einem Tag auf den anderen wieder alles unter „einen Hut“ bringen. Nichts war mehr planbar, da sich die Situation jeden Tag ändern konnte. Gerade am Anfang der Pandemie herrschte viel Angst und Unsicherheit.
Was waren die größten Herausforderungen?
Die größte Herausforderung war die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Zum Beispiel war die Betreuung der Kinder im Falle von Schulschließungen sehr schwierig. Meistens waren die Familien auf sich selbst gestellt. Hinzu kamen, gerade auch für Kinder und Jugendliche, die fehlenden sozialen Kontakte und die Einschränkungen des familiären und sozialen Lebens.
Welche positiven Aspekte können Unternehmerinnen aus der Corona-Krise mitnehmen?
Gerade zu Beginn der Pandemie hatte frau die Möglichkeit, sich wieder Dingen zu widmen, die typischerweise liegen bleiben. Es war eine gute Gelegenheit über flexiblere Arbeitsmodelle nachzudenken und so noch mehr Flexibilität zu bieten. Auch die Freizeit wurde anders genutzt. Ich finde, dass die Rolle der Frau, sprich Partnerin, Mutter und Unternehmerin jetzt mehr geschätzt wird.
Frau Reichhalter, Sie sind Mitglied des Landesausschusses der Junghandwerker im lvh, was können junge Unternehmerinnen aus der Krise lernen?
In erster Linie, dass nichts auf der Welt selbstverständlich und auch nichts beständig ist. Gleichzeitig durften wir aber auch sehen, dass in jeder Krise eine Chance steckt. Viele haben in der Zeit neue Ideen, Geschäftszweige und Verbesserungen erlebt, denken wir allein an die Digitalisierung. Somit hält sich die altbekannte Weisheit: es gibt selten einen Vorteil ohne einen Nachteil und eben auch umgekehrt – wie im Fall der Coronakrise.
Wie kann man Frauen noch stärker motivieren, Führungspositionen anzustreben?
Als erstes denke ich dabei an die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Vielleicht sollten Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie beides machbar ist. Und wenn es zu wenig solche Möglichkeiten gibt, müssen sie geschaffen werden wie z.B. familiengerechte Sitzungszeiten.
Außerdem braucht es die Vernetzung der Frauen untereinander, um sich gegenseitig zu motivieren, auszutauschen und unterstützen zu können. Generell sollten Frauen in Führungspositionen mehr Sichtbarkeit erreichen und die Stärken von Frauen als Leader hervorgehoben werden.
Welche Rahmenbedingungen sollten für berufstätige Frauen in Südtirol verbessert werden?
Vor allem sollte die Kombination von Familie und Beruf erleichtert werden. Ich denke hier konkret an Homeoffice- sowie Teilzeit-Möglichkeiten auch in Führungspositionen. Ein großes Thema für die vielen Frauen, die Teilzeit arbeiten, ist die Rentenvorsorge. Mit der ausschließlich beitragsbezogenen Berechnung der Rente haben Teilzeitbedienstete einen enormen Nachteil. Verbesserungsbedarf besteht im Rahmen der Elternschaft. Die Schere zwischen öffentlich Bediensteten und der Privatwirtschaft geht nach wie vor weit auseinander.
Bild 1: Petra Holzer (Garage Europa Holzer G.m.b.H.), Landesobfrau der Frauen im lvh
Bild 2: Priska Reichhalter (Treppenbau Reichhalter Josef), Landesausschussmitglied der Junghandwerker im lvh